Nach seinem großen internationalen Erfolg mit "Die Wütenden – Les Misérables“ setzt Ladj Ly sein politisches Kino aus den Nachbarstädten von Paris fort und weißt wieder auf einen wunden Punkt in der französischen Gesellschaft hin. DIE UNERWÜNSCHTEN zeigt eine engagierte junge Frau, die voll Selbstbewusstsein als Bürgermeisterin kandidiert: Da wo Franzosen mit Migrations-Hintergrund die Mehrheit stellen, sollten sie auch politisch mitgestalten können.'
Haby, eine junge Französin deren Familie aus Mali eingewandert ist, arbeitet in der Verwaltung ihrer Heimatstadt. Als Pierre, der im Hauptberuf Arzt ist, zum Übergangs-Bürgermeister berufen wird, drohen lange schwelende Konflikte um die Sanierung eines Ortsteils zu eskalieren. Als auch noch eine illegale Stadtteilküche in einem Wohnhaus abbrennt, lässt Pierre das Gebäude von der Polizei räumen, um die Chance für einen Abbruch zu nutzen. Um eine weitere Eskalation durch eine rücksichtslose Politik zu verhindern, lässt sich Haby zur Gegenkandidatin von Pierre bei der anstehenden Bürgermeisterwahl aufstellen. Kann sie die verhärteten Fronten zwischen Franzosen mit Migrationshintergrund und Franzosen ohne Migrationshintergrund aufweichen?
"Regisseur Ladj Ly hat mit seinem Langfilmdebüt "Die Wütenden – Les Misérables“ Aufsehen erregt und Preise gewonnen; der Nachfolger ist nicht minder ambitioniert. ...
Drängende gesellschaftspolitische Themen wie Wohnraummangel, Ausgangssperren, Rassismus und Polizeiwillkür verpacken die Filmemacher*innen in einen bissigen, überspitzten Film mit poetischer Bildsprache. Der weiße konservative Bürgermeister Pierre oder sein Schwarzer Vize Roger, der selbst aus der Banlieue stammt, aber seine Mitmenschen dort längst verraten hat, sind eher Karikaturen als psychologisch nachvollziehbare Figuren.
Einen streckenweisen so brachial wirkenden Film als spielerisch zu bezeichnen, scheint abwegig, doch genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich DIE UNERWÜNSCHTEN: Härte und Zielgerichtetheit, aber auch künstlerische Freiheit und Wagemut machen die Atmosphäre aus. Ly will sein (mehrheitlich) weißes, bildungsbürgerliches Publikum mit seinem Zweitwerk herausfordern – dessen fulminante wie furchterregende finale Szene etwa ist eine einzige Provokation für alle, die selbst rassistische Ressentiments hegen. Mit seiner groben Machart und seiner unverhohlenen Wut liefert der Film einiges an Reibungsfläche und hat das Potenzial, feurige Debatten zu entfachen." Eva Szulkowski, Indiekino (2025)
französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
• Regie: Ladj Ly
• Frankreich 2023
• 105 Min.
• DCP
• FSK 18
• Deskriptoren: www.fsk.de