SALÓ - DIE 120 TAGE VON SODOM (OmeU)

Cinemania Kalk - Filmreihe Gaspar Noé #10
Vorführung am Sa 23.09.23 um 22.30 Uhr!
Ein Lieblingsfilm von Gaspar Noé!

Der letzte Film von Pier Paolo Pasolini ist bis heute eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte ... das Vorführ-DCP kommt extra aus Italien in der jüngst restaurierten Fassung der 'Cineteca di Bologna' !

"Ein paar kurze Anmerkungen zur Wiederaufführung (2008) von SALÒ, einem Film, der als Gegenentwurf zu fast allem, was sonst in unseren Kinos läuft, viel zu wichtig ist, als dass man ihn in einer Kritik oder dergleichen auch nur annähernd angemessen behandeln könnte.
Nicht die Drastik des Dargestellten an sich hat Pier Paolo Pasolinis letzten Film SALÒ bei seiner Erstaufführung in den Siebzigern zu dem Skandal gemacht, der er war. In der Tat ist SALÒ, eine in die faschistische Republik 'Salò' verlegte Verfilmung der '120 Tage von Sodom' des Marquis de Sade, ein schwer erträglicher Film. Und gewiss braucht man für viele der Szenen, in denen Menschen andere Menschen vergewaltigen, peitschen, skalpieren und demütigen, in denen Scheiße verfüttert und Scheiße gegessen, in denen alles Menschliche vertiert und alle Lust pervertiert wird, einen starken Magen.
Das eigentlich Unerträgliche an diesem Film aber ist, dass er dem Betrachter angesichts all der pervertierten Lust, die er vorführt, nicht den mindesten eigenen, nämlich moralischen Lustgewinn erlaubt. SALÒ ist keineswegs moralisch indifferent: Daran, was von dem Treiben der hochmögenden Figuren zu halten ist, besteht nicht der mindeste Zweifel. In keiner Einstellung macht der Film sich mit der Perversion selbst gemein, vielmehr führt er, am Schluss etwa in aller denkbaren Ausdrücklichkeit, die Lust in ihrer ganzen Hässlichkeit vor. Was er jedoch verweigert ist das Schlupfloch, das einem jeder andere Film ließe: die Empathie mit den Gefolterten, Geknechteten und Gedemütigten; einen Standpunkt auf der sicheren Seite, der es einem erlaubte, sich in eine beruhigende Distanz zum Gezeigten zu begeben. Es geht Pasolini vielmehr darum, dass der Zuschauer die Position der Gedemütigten selbst einnehmen muss ... SALÒ will den Zuschauer selbst besudeln ...
Die eigentliche Pointe von SALÒ, der sich ausdrücklich nicht nur auf de Sade, sondern auch auf Dantes Inferno bezieht, ist eine Pointe zur Darstellung von Unmenschlichkeit. Dazu, dass die Verbrechen des Faschismus – die der schwule katholische Marxist Pasolini allerdings im kapitalistischen Konsumismus seiner Gegenwart durchaus gespiegelt sah – sich der ästhetischen Darstellung im traditionellen Sinn entziehen. Pasolini hat sich nun weder auf Topoi der Unaussprechlichkeit des Entsetzlichen zurückgezogen noch auf die Suche nach raffinierten ästhetischen Verfahren begeben, die das Problem in ihrer Form aufheben. Er geht mit SALÒ in gewisser Weise den direktesten Weg, indem er den Betrachter die in die Drastik verschobene Erfahrung des Unerträglichen machen lässt. Mit der in der Faschismusforschung erst nach und nach durchgesetzten de-Sade-Littellschen Zusatzthese, dass die Vertierung des Menschen zum Unmenschen keine Sache des Rückfalls in vorzivilisatorisch-barbarische Urzustände ist, sondern sozusagen ein zivilisatorischer 'Lernerfolg', nämlich die Kunst, auf der Höhe der Kultur und großer Raffinesse aus dem Unmenschlichen perverse Lustbefriedigungen zu ziehen, von denen kein Tier je geträumt hat." (Quelle: Ekkehard Knörer, perlentaucher (2008))

 Die Filmprogramme von "something weird cinema" finden mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Köln statt!

DATEN & FAKTEN

• Drama
• Italien, Frankreich 1975
• italienisch-französisch-deutsche Originalsprachfassung mit englischen Untertiteln
• 113 Minuten
• DCP
FSK 18 Jahre

CAST & CREW

Regie: Pier Paolo Pasolini
Kamera: Tonino Delli Colli
Schnitt: Nino Baragli
Musik: Ennio Morricone
Darsteller:innen: Paolo Bonacelli, Giorgio Cataldi, Umberto P. Quintavalle

SCHULKINO

VIRTUAL REALITY

SAAL / TECHNIK

VERMIETUNG

VERANSTALTUNGEN

PROGRAMMVORSCHAU

OBEN
Newsletter bestellen