In einem kleinen Ort in der texanischen Wüste bricht ein Mann entkräftet zusammen. Im Krankenhaus stellt sich heraus, dass er Gedächtnis und Sprache verloren hat. Ein gewisser Walt Henderson identifiziert den Verstörten als seinen Bruder Travis, der vor vier Jahren spurlos verschwand, und nimmt ihn zu sich. Für Travis beginnt nun der langsame Prozess der Rekonvaleszenz. Wiedervereint mit seinem kleinen Sohn Hunter macht er sich auf die Suche nach seiner Frau und nach seiner Vergangenheit: Was ist vor vier Jahren geschehen?
"Wim Wenders' in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnetes Meisterwerk, einer der archetypischen Filme der achtziger Jahre, ist eine vielschichtige Synthese von Wenders' persönlichen Erfahrungen mit dem amerikanischen Kino und dem amerikanischen Traum. Sein Kameramann Robby Müller hat das harte Licht der Wüstenlandschaften in so atemberaubenden Panorama-Aufnahmen festgehalten, dass PARIS, TEXAS zu einem Paradebeispiel des Roadmovies wurde." Filmpodium Zürich
"Sein anfangs hartnäckiges Schweigen wirkt fehl am Platz, sein Redeschwall am Ende auch. Nur dazwischen scheint er bei sich zu sein, dieser wie im Mythos Fremde, wenn er – auf der Suche nach seiner Penelope – mit dem wiedergefundenen Sohn on the road ist, ihm im Truck (radical, sagt der Junge) oder in irgendwelchen Motels davon erzählt, dass seine Mutter plain und good war, keine fancy woman, so wie das der Vater gern imaginierte, weil er sie erstmal in Paris liebte (das Texas stets nachgestellt). Travis entstammt also einem Zwischenland aus high life und down to earth, aus Glücksillusion und Realstaub. Das Stück Erde, mitten in der Wüste, hat er gekauft, um darauf mit seiner eigenen Familie zu leben. Ein Wunsch von Utopia. Nicht mehr, nicht weniger. Das Foto davon wird zur Triebfeder – für die ewige Reise an den Ort, den es nicht gibt (home), und für Wim Wenders' harmonieträchtigsten Trip ins Reich der Männersehnsüchte." Österreichisches Filmmuseum
"In diesem Film sieht man die wahren Schauspielwunder von Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski und Hunter Carson. Stanton, der lange die unbewohnten dunklen Ecken des amerikanischen Noirs bewohnt hat, schafft hier mit seinem hageren Gesicht und den hungrigen Augen eine traurige Poesie. Kinski perfektioniert den flachen, wenig gebildeten Akzent eines texanischen Mädchens, das wegen seiner schwierigen Kindheit einen etwas heruntergekommenen, älteren Mann heiratet. Und Carson, der über die Relativitätstheorie und den Ursprung des Universums diskutiert, um dann noch schwierigere Fragen wie 'why did she leave us?' zu stellen, ist in der Lage, die Wahrheit ohne jegliche Ausschmückung zu präsentieren. Diese Familie, umgeben von Einsamkeit und Verunsicherung inmitten einer grossen Leere, geht uns ans Herz." Roger Ebert, Chicago Sun-Times (2002)
"Wim Wenders' iconic Cannes winner from 1984, exquisitely photographed by Dutch master Robby Müller, is a powerful statement on self-discovery, loss, redemption and the unbreakable bonds of love. Outstanding performances by Harry Dean Stanton and Nastassja Kinski, a masterful screenplay by Sam Shepard and Ry Cooder's haunting soundtrack have contributed to PARIS, TEXAS' cult film status and its spell, even 40 years later." IFC Film Center
"Der 'Neue Deutsche Film' ist tot. Die Grabrede hielt Wim Wenders. Allerdings ist sein PARIS, TEXAS kein Abgesang, sondern eine phantastische Hommage an die glorreichen Zeiten. Amerika-Kenner Wenders bebildert den Mythos Amerika mit den Mitteln des europäischen Autorenkinos. ...
Die Faszination dieses Films beginnt schon mit der Exposition. Wohin die Geschichte führt, ist nicht ansatzweise zu erahnen. Was Travis vor vier Jahren wiederfahren ist, kristallisiert sich zwar schnell als Kern und Ursache sämtlicher Verhaltensweisen heraus, aber worum es damals ging, bleibt lange in einem Nebel von unterdrückten Emotionen. ... Stanton, Kinski und auch Dean Stockwell liefern außergewöhnliche Leistungen. ...
Wenders geht es in PARIS, TEXAS nicht nur um das Schicksal seiner Protagonisten, sondern er setzt seine Geschichte in ein universelles Bild über den amerikanischen Südwesten. Mit Hilfe von Kameramann Robby Müller und des grandiosen Gitarrenscores von Ry Cooder zaubert Wenders Einstellungen von atemberaubender, spröder Schönheit auf die Leinwand. Diese herausragende Bildsprache zeichnet den Regiestil des gebürtigen Düsseldorfers besonders aus. PARIS, TEXAS liefert magische, melancholische Bilder. ...
Wenders' Geniestreich fand international die Anerkennung, die er verdient hat. PARIS, TEXAS wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – darunter die renommierte Goldene Palme von Cannes. Wenders und Shepard erzählen eine zeitlose Geschichte in einem ebenso zeitlosen Meisterwerk aus einer Epoche, in welcher der deutsche Film international noch etwas wert war. Denn eines ist klar: Diesen phantastischen Bildern kann nicht einmal der Zahn der Zeit etwas anhaben." Carsten Baumgardt, Filmstarts
englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
• Regie: Wim Wenders
• Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA 1984
• 147 Min.
• DCP
• FSK 6
• Deskriptoren: www.fsk.de