Filmreihe Cinemania Kalk
Vorführung am Mi 17.05.23 um 22.30 Uhr !
Caleb, 24-jähriger Informatiker, staunt nicht schlecht, als er in den Bergen von Alaska vor dem Haus seines zurückgezogen lebenden Konzernchefs Nathan steht: eine flache, hochmoderne und klimageschützte Villa aus graugestrichenem Holz und durchgehenden Glaswänden, eingelassen in die Felsen, die sie umgeben. Caleb hat einen firmeninternen Wettbewerb gewonnen, sein Preis ist eine Woche Aufenthalt, hier, im Hochsicherheitstrakt seines Chefs. Schon die erste Begegnung ist bezeichnend für das Machtspiel, das sich nun entspinnen wird. Da schlägt Nathan, mit kahlgeschorenem Kopf, dichtem Bart und nackter Brust martialisch aussehend, auf einen Sandsack ein. Er ist ein arroganter Macho, der sich in der Attitüde des allwissenden Genies gefällt. Denn: Nathan forscht auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und hat einen Androiden kreiert, der sich als bildschöne Roboterfrau namens Ava entpuppt.
Calebs Aufgabe: Er soll in mehreren Sitzungen durch geschicktes Fragen herausfinden, ob Ava ein Bewusstsein von sich hat, von Gefühlen und Sehnsüchten. Nathan, der die Sitzungen beobachtet und aufzeichnet, bleibt die wachsende Faszination, die Ava auf Caleb ausübt, nicht verborgen. „Mag Ava dich wirklich? Oder gibt sie nur vor, dich zu mögen?“ fragt er ihn. Und dann wird dem jungen Mann klar, dass er den Auftrag aus einem ganz bestimmten Grund erhalten hat. Doch auch Ava betreibt ihre eigene Agenda…
Der enthusiastische, intelligente, aber auch naive Schwärmer, das selbstherrliche Genie und die schöne Androidin, die zwischen Künstlichkeit und Menschlichkeit pendelt – Alex Garland entwirft ein komplexes Beziehungsdreieck, in dem Caleb zum Spielball unterschiedlicher Interessen von Schöpfer und Kreatur wird. Von beiden Seiten manipuliert, driften Gefühle und Denken Calebs vehement auseinander, so dass er – in einer beklemmenden Szene – schon bald an seinem eigenen Menschsein zweifelt. Diese Unsicherheit wird, neben dem elektronischen Soundtrack von Geoff Barrow und Ben Salisbury, durch die kühle High-Tech-Architektur von Nathans Anwesen noch verstärkt. Lange kahle Gänge, von roten Lichtflecken spärlich erleuchtet, schwere Türen, die sich nicht jedem öffnen, und spartanisch eingerichtete Räume prägen das Design. Caleb ist während der Sitzungen in einem Glaskasten gefangen, der zwar den Blick auf einen Garten gewährt, aber den Zugang dorthin verweigert. Eine offene und doch geschlossene Umgebung, die trotz der Nähe die Figuren trennt, von Kameramann Rob Hardy mit geschickten Lichtwechseln oder Schärfeverlagerungen zusätzlich verstärkt. Natürlich ist „Ex Machina“ auch eine Liebesgeschichte, so wie schon Spike Jonzes „Her“ eine Liebesgeschichte zwischen scheuem Einzelgänger und künstlicher Intelligenz war. Fast hat man den Eindruck, als hätte Samantha, jenes Operationssystem, dem Scarlett Johansson dort ihre Stimme leiht, endlich mit der ausdrucksstarken Alicia Vikander einen entsprechenden Körper gefunden. Kein Wunder, dass sie Caleb verwirrt. (--- Michael Ranze, Filmdienst)
Die Filmprogramme von "Cinemania Kalk" finden mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Köln statt!
• Science-Fiction
• Großbritannien 2015
• englische Originalsprachfassung mit deutschen Untertiteln
• 108 Minuten
• DCP
• FSK 12 Jahre
Regie: Alex Garland
Drehbuch: Alex Garland
Kamera: Rob Hardy
Schnitt: Mark Day
Musik: Geoff Barrow, Ben Salisbury
Darsteller:innen: Domhnall Gleeson, Alicia Vikander, Oscar Isaac