"Mit ACCATTONE beschreibt der 39-jährige Dichter Pasolini die Welt, die bislang seine Romane und Gedichte beschworen, erstmals mit und in der Sprache des Films: die Randzonen der Stadt, wo Landschaft, Baracken und urbaner Auswurf sich zur tristen Wüste vermengen – 'den Mut, den Schmerz und die Unschuld der Armen', denen Pasolinis leidenschaftliche Liebe, sein Mitgefühl und seine nachgerade mythische Kommunion zeitlebens galt. ACCATTONE, gefilmt in kargem, brutalem Verismus, scheint äußerlich der neorealistischen Tradition verpflichtet. Die Episodenstruktur des Neorealismus aber verwandelt Pasolini in die hermetische Geschlossenheit der Tragödie. Die an Masaccios Schlichtheit orientierte Monumentalität der Bilder, die Traumsequenz und die Verwendung von Johann Sebastian Bachs Musik unterstreichen Pasolinis Intentionen, die Fabel des kleinen römischen Zuhälters Accattone (Franco Citti) als Passionsgeschichte mit den Mitteln eines Kinos der Poesie zu erzählen." Österreichisches Filmmuseum
"Das Leben eines jungen Zuhälters in den Slums am Stadtrand Roms. Der kleine Gauner Accattone hat objektiv nichts zu erwarten als Verfolgung, Gefängnis, schäbigen Tod. Auflehnung gegen das von der Gesellschaft verhängte Schicksal bleibt illusionär, Episoden von Solidarität und erotischem Glück können nicht viel bewirken. In diese trostlosen Bilder bringt die Musik, Bachs Matthäuspassion, Trost: Die Musik macht das Kleine und Armselige gross und exemplarisch." Hans-Klaus Jungheinrich, Pier Paolo Pasolini (1977)
"Die Schauplätze und die subproletarischen Figuren, die von Laien dargestellt werden, gemahnen zwar an den Neorealismus, doch Pasolini geht in seinem Regiedebüt über diesen hinaus und versucht eine 'Re-Sakralisierung' dieser Welt. Er gestaltet ACCATTONE nicht als konventionelle Filmerzählung, sondern als Folge von Vignetten, die er teilweise nach den Vorbildern religiöser Gemälde der Frührenaissance komponiert.
Als der 39-jährige Pasolini seinen ersten Film drehte, war er in Italien längst bekannt, als hermetischer Lyriker, als Romancier des Lebens in den Slums um Rom und als Drehbuchautor." Filmpodium Zürich
"Sein Film ist vielmehr lyrisch und expressionistisch als neorealistisch. Trotz seines scheinbaren 'Primitivismus' – jede Einstellung als autonome Einheit und nicht im Bezug zu einem zusammenhängenden narrativen Konstrukt – ist ACCATTONE ein Werk von aussergewöhnlicher künstlerischer und intellektueller Reife. Es gibt nur wenige Regisseure in der Geschichte des Films, die ein solch starkes, berührendes und poetisches Filmdebüt wie dieses hervorgebracht haben." Gino Moliterno, Senses of Cinema (2004)
italienische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
• Regie: Pier Paolo Pasolini
• Italien 1961
• 116 Min.
• HD
• FSK 16
• Deskriptoren: www.fsk.de